1990 wurde der Freistaat Sachsen im Rahmen der deutschen Vereinigung als Land der Bundesrepublik Deutschland wieder gegründet. Der feierliche Gründungsakt wurde am 3. Oktober 1990 auf der geschichtsträchtigen Albrechtsburg in Meißen vollzogen.

Seine volle demokratische Legitimation erhielt der neue Freistaat mit den Landtagswahlen vom 14. Oktober 1990. In der konstituierenden Sitzung des Sächsischen Landtages am 27. Oktober 1990 wurde die offizielle Bezeichnung „Freistaat Sachsen” beschlossen. Es folgte die Bildung der Landesregierung unter dem Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf sowie die Einführung der Sächsischen Verfassung am 6. Juni 1992.

Unter den fünf östlichen Ländern (Neuen Ländern) der Bundesrepublik Deutschland stellt Sachsen mit 4,1 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste und auch wirtschaftlich gewichtigste dar. Die historische Verwandtschaft mit dem Freistaat Thüringen und Sachsen-Anhalt bringt unter anderem der Mitteldeutsche Rundfunk als Dreiländeranstalt zum Ausdruck. Weiterhin bestehen auch recht enge Beziehungen von Politik und Verwaltung in Sachsen zu den ehemaligen „Partnerländern“ Bayern und Baden-Württemberg. Seit Jahren trägt eine erhebliche Wanderungsbewegung von sächsischen Arbeitssuchenden auf den süddeutschen Arbeitsmarkt zu einer besonderen Verflechtung dieser Länder bei.

Die zumeist arbeitsmarktbedingte Abwanderung und besonders der massive Rückgang von Geburten zu Beginn der 90er Jahre führten in vielen sächsischen Städten zu einem erheblichen Bevölkerungsverlust bei gleichzeitigem Anstieg des Durchschnittsalters. Besonders in Ostsachsen (z. B. in Hoyerswerda, Weißwasser oder Görlitz) haben viele Städte seit 1989 bis zu einem Drittel ihrer Einwohnerschaft verloren. So ergibt sich ein ambivalentes Bild vom wirtschaftlichen Zustand des Freistaates, der bedeutend besser ist als in den europäischen Nachbarländern Polen und Tschechien, weitgehend besser als in den übrigen östlichen Bundesländern aber immer noch erheblich schlechter als in den westlichen Bundesländern.

Entwicklung der Bevölkerungszahl in Sachsen

19894.900.675
19904.775.914
19914.690.246
19924.641.108
19934.607.775
19944.584.345

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen

Chronologie der Landespolitik in der Nachwendezeit

199020. JanuarIn Leipzig wird die Deutsche Soziale Union (DSU) gegründet.
 1. MärzDie DDR-Regierung gründet die Treuhandgesellschaft.
 13. MärzArnold Vaatz legt einen ersten Arbeitstext für eine sächsische Verfassung als Entwurf der "Gruppe der 20" vor (veröffentlicht am 29.03.).
 18. MärzErste freie Volkskammerwahl in der DDR mit einer Wahlbeteiligung von 93%:
  • Wahlsieger „Allianz für Deutschland“ mit 48,15% (bzw. 40,82% für die CDU)
  • 21,84% für die SPD
  • 16,33% für die PDS
  • 5,28% für die Liberalen
  • 2,91 % für das Bündnis 90
 4. AprilIn der Gemischten Kommission Baden-Württemberg/Sachsen wird eine Arbeitsgruppe Landesverfassung unter der Leitung Steffen Heitmanns gebildet, die u.a. im Kurort Gohrisch tagt.
 19. AprilDer Runde Tisch im Bezirk Dresden ruft die Arbeitsgruppe „Land Sachsen“ ins Leben.
 6. Mai

Erste freie Kommunalwahlen in der DDR:

  • u.a. 34.37% für die CDU
  • 21,27% für die SPD
  • 14,59% für die PDS
 25. MaiErste Sitzung des bezirksübergreifenden Koordinierungsausschusses zur Bildung des Landes Sachsen.
 22. AugustIn einer Sondersitzung der DDR-Volkskammer gibt die Präsidentin der Volkskammer, Sabine Bergman-Pohl, den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes mit der Wirkung vom 3. Oktober 1990 bekannt.
 03. OktoberTag der Deutschen Einheit – der Freistaat Sachsen wird wiedererrichtet und wird Land der Bundesrepublik Deutschland.
 14. Oktober

Die Wahlen zum Ersten Sächsischen Landtag nach der Friedlichen Revolution enden mit folgendem Zweitstimmenergebnis:

  • CDU 53,82%
  • SPD 19,09%
  • Linke Liste-PDS 10,22%
  • Bündnis 90/Grüne 5,60%
  • FDP 5,62%.
 27. Oktober

Konstituierende Sitzung des Sächsischen Landtages in der Dreikönigskirche Dresden mit 160 Abgeordneten folgender Fraktionen und ihren Vorsitzenden:

  • CDU 92 Sitze (Herbert Goliasch)
  • SPD 32 Sitze (Dr. Karl-Heinz Kunckel)
  • Linke Liste-PDS 17 Sitze (Klaus Bartl)
  • Bündnis 90/Grüne 10 Sitze (Michael Weber)
  • FDP 9 Sitze (Dr. Günter Kröber)

Die Eröffnung erfolgt durch den Alterspräsidenten Dr. Heinz Böttrich (CDU); Verabschiedung des Gesetzes zur Arbeitsfähigkeit des Sächsischen Landtages; Wahl des Landtagspräsidenten Erich Iltgen (CDU); Wahl und Vereidigung des Sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf (CDU).

 8. November

Die Staatsminister der ersten Regierung Biedenkopf werden im Sächsischen Landtag vereidigt. Staatsminister und Staatssekretäre mit Sonderfunktionen (alle CDU):

  • Heinz Eggert (Inneres)
  • Dr. Kajo Schommer (Wirtschaft und Arbeit)
  • Prof. Dr. Georg Milbradt (Finanzen)
  • Steffen Heitmann (Justiz)
  • Dr. Rolf Jähnichen (Landwirtschaft, Ernährung und Forst)
  • Arnold Vaatz (Umwelt und Landesentwicklung)
  • Dr. Hans Geisler (Soziales, Gesundheit und Familie)
  • Prof. Dr. Hans-Joachim Meyer (Wissenschaft und Kunst)
  • Stefanie Rehm (Kultus)
  • Dr. Karl Weise (besondere Aufgaben)
  • Günter Meyer (Chef der Staatskanzlei)
  • Friederike de Haas(Staatssekretärin für Gleichstellung)
  • Dr. Günter Ermisch (Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten.
19911. Januar

Als Mittelbehörden des Freistaates Sachsen nehmen die Regierungspräsidien Chemnitz, Dresden und Leipzig ihre Tätigkeit auf.

 2. JanuarArbeitsbeginn der „Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund“ in Bonn
 1. MaiGemeindeordnung für den Freistaat Sachsen tritt in Kraft.
 25. JuliSächsisches Hochschulerneuerungsgesetz tritt in Kraft.
 1. AugustSchulgesetz für den Freistaat Sachsen tritt in Kraft.
 7. AugustPolizeigesetz des Freistaates Sachsen tritt in Kraft.
 17. August bis 23. SeptemberIn Hoyerswerda kommt es zu rassistisch motivierten Übergriffen auf ein Wohnheim für Vertragsarbeiter sowie ein Flüchtlingswohnheim. Die Täter erklärten im Anschluss, ihr Umfeld „ausländerfrei“ machen zu wollen. Der beabsichtigte Anklang an das Wort „judenfrei“ aus der Zeit der Judenverfolgung in der NS-Zeit und die eklatante Menschenverachtung, die sich in diesem Wort ausdrückt, bewogen 1991 die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V., erstmals ein Unwort des Jahres festzulegen.
 27. SeptemberIn Chemnitz beginnt der Gründungsparteitag des sächsischen Bündnis 90/Die Grünen, in dem auch Demokratie Jetzt, Neues Forum und Initiative für Frieden und Menschenrechte aufgehen.
 11. DezemberAn der Holländischen Straße in Dresden erfolgt der erste Spatenstich zum Neubau des Plenargebäudes des Sächsischen Landtages durch Landtagspräsident Erich Iltgen (CDU).
 18. DezemberKonstituierung der Euro-Region Neiße mit Sitz in Zittau, es folgen 1992 die Euroregionen Egrensis mit Sitz in Oelsnitz, Elbe/Labe mit Sitz in Pirna und Erzgebirge mit Sitz Brand-Erbisdorf.
 31. Dezember

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) geht erstmals auf Sendung.

Die Arbeitslosenquote im Freistaat Sachsen beträgt im Jahresdurchschnitt 9,1 %.

199214. MaiHeiner Sandig (CDU, Zweiter Vizepräsident des Sächsischen Landtages) wird vom Sächsischen Landtag zum ersten Sächsischen Ausländerbeauftragten gewählt.
 19. MaiLandtagspräsident Erich Iltgen (CDU) legt den Grundstein für den Neubau des Plenargebäudes des Sächsischen Landtages in Dresden.
 26. MaiDer Sächsische Landtag verabschiedet die Sächsische Verfassung mit einer Mehrheit von 132 gegen 15 Stimmen bei vier Enthaltungen.
 27. MaiDie Sächsische Verfassung wird während der Plenarsitzung des Sächsischen Landtages in der Dreikönigskirche Dresden feierlich von Landtagspräsident Erich Iltgen (CDU) und Ministerpräsident Prof. Dr. Kurt Biedenkopf unterzeichnet.
 6. JuniDie Sächsische Verfassung tritt in Kraft.
 12. JuliFestakt zur Errichtung des Verfassungsgerichtshofes des Freistaates Sachsen im Alten Rathaus Leipzig (Erster Präsident: Dr. Günter Hirsch, Vizepräsident: Prof. Dr. Claus Meissner).
 2. OktoberRichtfest im Neubau des Plenargebäudes des Sächsischen Landtages in Dresden.
199322. JanuarLeipzig wird Sitz des Sächsischen Verfassungsgerichtshofes.
 13. MärzDer Solidarpakt I wird vereinbart. Die neuen Länder und ihre Kommunen erhalten bis 2004 insgesamt 94,5 Mrd. Euro Finanzausgleich durch Bund und westliche Länder.
 31. JuliLandkreisordnung für den Freistaat Sachsen tritt in Kraft.
 8. SeptemberGesetz über die Wahlen zum Sächsischen Landtag tritt in Kraft.
 31. DezemberDie Arbeitslosenquote im Freistaat Sachsen beträgt im Jahresdurchschnitt 14,9 %.
199428. JanuarDer Sächsische Landtag verabschiedet das Gesetz über den Sächsischen Ausländerbeauftragten. Das bereits bestehende Amt erhält damit eine gesetzliche Grundlage.
 12. FebruarEinweihung der Neubauten des Sächsischen Landtages in Dresden im Beisein des Architekten Prof. Peter Kulka.
 12. Juni

Gemeinde-/Stadtratswahlen im Freistaat Sachsen:

  • CDU 34,8 %
  • SPD 17,6 %
  • PDS 14,5 %
  • FDP 6,4 %
  • B90/Grüne 5,0%
  • DSU 2,7 %
  • Wählervereinigungen 18,3 %

Kreistagswahlen im Freistaat Sachsen:

  • CDU 42,8 %
  • SPD 20,0 %
  • PDS 13,2 %
  • FDP 7,4 %
  • B90/Grüne 6,3%
  • DSU 3,8 %
  • Wählervereinigungen 5,9 %
 29. JuliDie letzten im Freistaat stationierten GUS-Streitkräfte verlassen die Garnison Dresden.
 11. September

Bei einer Wahlbeteiligung von 58,4% ergeben die Landtagswahlen folgende Zweitstimmenanteile:

  • CDU 58,1%
  • SPD 16,6%
  • PDS 16,5%
  • Bündnis 90/Grüne und FDP scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde.
 6. Oktober

Der gemäß Verfassung von 1992 auf 120 Sitze verkleinerte zweite Sächsische Landtag tritt zu seiner konstituierenden Sitzung im neuen Plenargebäude an der Elbe zusammen. Die Fraktionen und Fraktionsvorsitzenden:

  • CDU 77 Mitglieder (Dr. Fritz Hähle)
  • SPD 22 Mitglieder (Dr. Karl-Heinz Kunckel)
  • PDS 21 Mitglieder (Prof. Dr. Peter Porsch)

Die Staatsminister der zweiten Regierung Biedenkopf werden im Sächsischen Landtag vereidigt. Staatsminister und Staatssekretäre mit Sonderfunktionen (alle CDU):

  • Heinz Eggert (Inneres)
  • Dr. Kajo Schommer (Wirtschaft und Arbeit)
  • Prof. Dr. Georg Milbradt (Finanzen)
  • Steffen Heitmann (Justiz)
  • Dr. Rolf Jähnichen (Landwirtschaft, Ernährung und Forst)
  • Arnold Vaatz (Umwelt und Landesentwicklung)
  • Dr. Hans Geisler (Soziales, Gesundheit und Familie)
  • Prof. Dr. Hans-Joachim Meyer (Wissenschaft und Kunst)
  • Dr. Matthias Rößler (Kultus)
  • Friederike de Haas (Staatsministerin für Fragen der Gleichstellung von Frau und Mann)
  • Günter Meyer (Staatskanzlei, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten)