Wettiner mit bedeutender Hausmacht

Im größeren Rahmen führte der gescheiterte Versuch, eine solide königliche Hausmacht zu begründen, maßgeblich zur Fortdauer des deutschen Wahlkönigtums und zur Stärkung der Fürstenmacht im Reich. Die Wettiner besaßen nun eine bedeutende Hausmacht, die allein durch Illoyalität gegenüber dem königlichen Lehensherrn und familiärem Zwist gefährdet werden konnte. Sie zählten zum deutschen Hochadel und ihre Stellung als Markgrafen wurde lediglich durch die Kurfürsten und das Königtum übertroffen. Ihr selbständiger Aktionsradius war allerdings – wie für alle Reichsstände bis zum Dreißigjährigen Krieg - auf die Reichsinnenpolitik beschränkt.

Auf dem Weg zur stärksten Territorialmacht in Mitteldeutschland

Insgesamt ergab sich eine sehr vorteilhafte Ausgangsposition für die wettinischen Markgrafen, die sich nun auf den Weg zur Bildung der „stärksten Territorialmacht in Mitteldeutschland“ (Karlheinz Blaschke) begeben sollten. Eine weitere Expansion war von günstigen Entwicklungen abhängig. Im Südosten hatte sich ein mächtiger Nachbar etabliert, der sich dem Zugriff der Meißner entzog: Böhmen war 1198 zum Königreich aufgestiegen und erwarb den Reichsstatus eines Kurfürstentums (1290). Die böhmische Krone nahm damit eine einzigartige Stellung im Reichsverband ein und schuf durch die sukzessive Angliederung des Egerlandes und Mährens, der Lausitz und Schlesiens einen territorial geschlossenen und verfassungsmäßig gesicherten Herrschaftsraum.

Die wettinische Reichspolitik hing von den Beziehungen zum römisch-deutschen König bzw. Kaiser ab. Jeder Streit mit dem Lehensherrn barg stets die Gefahr, Macht und Einfluss zugunsten ebenbürtiger Konkurrenten zu verlieren. Einvernehmen erforderte reichspolitisches Engagement für die königlich-kaiserlichen Anliegen im Sinne von Leistungen, deren angemessene Belohnung im feudalen Verständnis der Zeit nicht verweigert werden konnte. Zwischen diesen Alternativen bewegte sich wettinische Politik bis ins 15. Jahrhundert.